Spuren der Umweltbelastung

Studierende der Uni Halle haben sich auf die Spuren der Umweltbelastung in Bitterfeld-Wolfen gemacht und bei einer Radtour einer der ersten Umweltdemonstrationen der DDR nachgespürt. Doch auch wenn die ehemalige Industriehochburg heute als Naherholungsgebiet zählt, sind die Altlasten der Chemieindustrie noch immer spürbar.

Ein Beitrag von Allegra Wendmuth, Louis Auvray und Rosalie Runge

Studierende der Uni Halle haben sich in Bitterfeld-Wolfen auf die Spuren des Unsichtbaren und Leisen begeben. Im Rahmen des Festivals OSTEN haben sie an einer Radtour teilgenommen, die an die industrielle Umweltbelastung in der DDR erinnerte und auf die Veränderungen seither aufmerksam gemacht hat.

Inzwischen ist die Region auf den ersten Blick ein idyllisches Naherholungsgebiet. Doch die giftigen Hinterlassenschaften der chemischen Industrie, die sogenannten Ewigkeitschemikalien, lagern noch immer unter der Erde und werden laut Chemiker Fred Walkow noch mindestens 500 Jahre ein Problem bleiben. Es gibt immer noch Gruben und Industriedeponien in Bitterfeld, die man von außen kaum erkennt. So verdeckte etwa eine wilde Wiese, die Studierenden besucht haben, die unsichtbaren Sperren, die das Grundwasser schützen sollen – ein Projekt, das jährlich 15 Millionen Euro kostet.

Im Anschluss an die Radtour feierte eine farbenfrohe Puppenparade die Rückkehr der Natur in die Region. Einige Anwesende jedoch haben die Performance und ihr Anliegen gestört: Demonstrierende eines in Dessau gestarteten Auto-Korsos haben mit aggressiv wirkenden Hupen der Puppenparade ihren Klang und somit ihren Raum genommen, um die Ampelregierung zu kritisieren.
Eine Teilnehmerin aus Jessnitz zeigte im Schutz der Parade ihre Angst, in der Region offen ihre Meinung zu sagen.

Die Studierenden haben an diesem Tag gespürt, wie wichtig Schutzräume sind, für Menschen und für Natur in Bedrängnis.


Im Sommer 2024 haben sich Studierende des Masters Multimedia und Autorschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mehrfach nach Bitterfeld und Wolfen begeben, um die Orte und Menschen kennenzulernen. Ausgehend von Gesprächen mit Menschen aus Kultur, Medien und Zivilgesellschaft, haben sie Reichtum, Freiräume und Leises dokumentiert. Die Aussage „die Lauten sind nicht immer die Mehrheit” (anonym) hat den Impuls gegeben, nachzuforschen, was und wer leise und unsichtbar in Bitterfeld und Wolfen ist.

Über OSTPROBEN

Ist Osten nur eine Himmelsrichtung oder eine Frage von politisch-gesellschaftlichen Realitäten? Mit dieser Frage hat sich der aktuelle Jahrgang des Masters Multimedia und Autorschaft (MMA) im Sommer 2024 unter der Leitung von Maren Schuster und Christian Stewen journalistisch auseinandergesetzt.

Ankerpunkt war das Festival OSTEN (1. Bis 16. Juni 2024) in Bitterfeld-Wolfen. Die Studierenden sind für die Festivalbeiträge gemeinsam mit den beiden Wissenschaftler*innen den Fragen nach Zuschreibungen an den Osten nachgegangen und haben dafür im Sommer 2024 in Bitterfeld, Wolfen, auf dem Festival und anderswo ‚Ostproben‘ gesammelt.

Ein Projekt mit

Allegra Wendemuth
Louis Auvray
Rosalie Runge

In Kooperation mit

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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