Blumen erinnern

Mit einem „Altar“ aus Kunstblumen, die im Kulturpalast Bitterfeld von früheren Feierlichkeiten zeugen, und einer Soundcollage zum „Revier“ macht Friederike Ottilie Böhm auf die Narben aufmerksam, die der Braunkohleabbau in der Landschaft und bei den Menschen hinterlassen hat.

Die Geschichte des Chemieparks Bitterfeld, in dessen Mitte sich der Kulturpalast befindet, ist eng mit den Braunkohlevorkommen in der Region verbunden. Und die ehemaligen Bergarbeiter waren mit dem Palast verbunden. Mehr als 60 Jahre nach dessen Eröffnung ist nicht nur der Ausstieg aus der Braunkohle besiegelt, auch die Arbeiter:innen sind aus dem Palast verschwunden. Übrig geblieben sind die Kunstblumen, Dekorelemente der früheren Feste, die auf eine Neubelebung warten; und auf dem Gelände die Ruderalpflanzen, die in den Bergbaufolgelandschaften blühen und auf die ehemalige Nutzung der Böden verweisen. Für das erste Festival OSTEN hat Friederike Ottilie Böhm mit den Kunstblumen aus dem Kulturpalast eine altarähnliche Installation geschaffen, die als Teil des PARCOURS durch den Kulturpalast zu sehen war, und von einer Soundcollage zum „Revier“ begleitet wurde. Damit hat die Künstlerin auf die Narben aufmerksam gemacht, die der Braunkohleabbau in der Landschaft und bei den Menschen hinterlassen hat.

Über ORTSBEGEGNUNG

Inspiriert von OSTEN hat sich ein Seminar der Kunstwissenschaften der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle unter Leitung von Prof. Dr. Nike Bätzner von 2020 bis 2022 mit Bitterfeld, dem Kulturpalast, Geschichte und Gegenwart befasst. In ihren Recherchen haben die Studierenden nicht nur die kulturelle Tätigkeit der Zirkel im Kulturpalast und die verschiedenen Wirklichkeiten der Arbeitswelt im Kombinat, sondern auch generell die Möglichkeiten einer Verschränkung von Kunst und Leben. In ihren künstlerischen und wissenschaftlichen Auseinandersetzungen haben sie spezifische Ansatzpunkte gefunden, um das historisch und lebensweltlich Gegebene mit heutigen Fragestellungen zu unserer Verantwortlichkeit im Anthropozän zu verknüpfen. Gespräche mit Zeitzeug:innen waren dabei für die Erforschung des lokalen und geistigen Terrains eine wertvolle Quelle.

Eine Zusammenarbeit mit der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle

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