Im Betriebsarchiv des ehemaligen VEB Filmfabrik Wolfen hat Nicolas Reinhart nach dem visuellen Potential von fehlerhaftem Filmmaterial gesucht.
„Filmfehler“ ist ein künstlerisches Forschungsprojekt, das seinen Ursprung im Archiv der ehemaligen Filmfabrik Wolfen hat. Während des 20. Jahrhunderts wurden im heutigen Bitterfeld-Wolfen Filme und fotografische Materialien bis in die 1990er Jahre produziert und zunächst unter der Marke AGFA, später ORWO vertrieben. Produktionsbedingte Fehler und Mängel, wurden bei Kontrollen protokolliert und archiviert. Offiziellen Dokumenten zufolge diente diese Fehlersammlung dem Qualitätsmanagement; handschriftliche Notizen unterstreichen die Faszination für die poetischen Qualitäten dieser Mängel. Nicolas Reinharts Recherche zum Projekt ist geprägt von grundlegenden Fragen zu fotografischen Archiven und ihrer Verwendung im Kontext zeitgenössischer Kunst. Der Fokus liegt auf der Untersuchung des visuellen Potenzials der Wolfener Filmfehler: Ausgehend von Original-Filmmaterial interpretieren analoge Handabzüge die historischen Produktionsfehler. Beim ersten Festival OSTEN in 2022 waren die Fotografien als Teil des PARCOURS im Kulturpalast n Bitterfeld zu sehen. Außerdem hat Nicolas Reinhart bei der Veranstaltung anhand der Bilder zu einem Gespräch über „Fehler“ eingeladen.
Über ORTSBEGEGNUNG
Inspiriert von OSTEN hat sich ein Seminar der Kunstwissenschaften der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle unter Leitung von Prof. Dr. Nike Bätzner von 2020 bis 2022 mit Bitterfeld, dem Kulturpalast, Geschichte und Gegenwart befasst. In ihren Recherchen haben die Studierenden nicht nur die kulturelle Tätigkeit der Zirkel im Kulturpalast und die verschiedenen Wirklichkeiten der Arbeitswelt im Kombinat, sondern auch generell die Möglichkeiten einer Verschränkung von Kunst und Leben. In ihren künstlerischen und wissenschaftlichen Auseinandersetzungen haben sie spezifische Ansatzpunkte gefunden, um das historisch und lebensweltlich Gegebene mit heutigen Fragestellungen zu unserer Verantwortlichkeit im Anthropozän zu verknüpfen. Gespräche mit Zeitzeug:innen waren dabei für die Erforschung des lokalen und geistigen Terrains eine wertvolle Quelle.