Im berüchtigten Werk „Chlor 3“ und an anderen Standorten mussten Häftlinge in der DDR gefährliche Arbeit verrichten. Alison Shea ist den Spuren der Inhaftierten nachgegangen und hat am Standort des ehemaligen Gefängnisses ein Denkmal erbaut.
Am südlichen Stadtrand wurde 1961 das Haftarbeitslager Bitterfeld errichtet. Nach der Wende wurde ein Großteil der Gefängnisbauten abgerissen, heute befindet sich dort nur noch eine Wiese. Dass in der Parkstraße in Bitterfeld fast dreißig Jahre lang hunderte Häftlinge untergebracht waren, die in den Braunkohlekombinaten und Chemiebetrieben der Region Zwangsarbeit verrichteten, kann man nicht ahnen, wenn man es nicht weiß. In einer an das Gefängnis erinnernden Kulisse haben beim ersten Festival OSTEN Gesprächsformate mit dem Theologen und Historiker Justus Vesting, der zum Thema Strafgefangene und Bausoldaten in der Industrie der DDR forschte, und mit Holger Rossmann, der 1975 zu zwei Jahren Haft als politischer Gefangener in Bitterfeld verurteilt wurde, stattgefunden. Ein einzigartiges Zeugnis ist der Film, den Herr Rossmann nach der Wende in den bereits leer stehenden Gefängnistrakten drehte, noch bevor sie abgerissen wurden und Gras darüber wuchs.
Im Interview mit Deutschlandfunk Kultur erzählt Künstlerin Alison Shea ausführlich von ihrem Projekt.
Über ORTSBEGEGNUNG
Inspiriert von OSTEN hat sich ein Seminar der Kunstwissenschaften der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle unter Leitung von Prof. Dr. Nike Bätzner von 2020 bis 2022 mit Bitterfeld, dem Kulturpalast, Geschichte und Gegenwart befasst. In ihren Recherchen haben die Studierenden nicht nur die kulturelle Tätigkeit der Zirkel im Kulturpalast und die verschiedenen Wirklichkeiten der Arbeitswelt im Kombinat, sondern auch generell die Möglichkeiten einer Verschränkung von Kunst und Leben. In ihren künstlerischen und wissenschaftlichen Auseinandersetzungen haben sie spezifische Ansatzpunkte gefunden, um das historisch und lebensweltlich Gegebene mit heutigen Fragestellungen zu unserer Verantwortlichkeit im Anthropozän zu verknüpfen. Gespräche mit Zeitzeug:innen waren dabei für die Erforschung des lokalen und geistigen Terrains eine wertvolle Quelle.
Mit
Alison Shea
Justus Vesting
Holger Rossmann
In Zusammenarbeit mit
Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle